Dienstag, 16. März 2010

Es ist ein Kreuz

Jetzt hängt es also doch. Im neuen Amts- und Landgerichtsgebäude von Düsseldorf wird ein Kreuz aufgehängt, das schon im alten Gerichtsgebäude hing. Man wollte ursprünglich ganz darauf verzichten, Kreuze im Gerichtsgebäude aufzuhängen. Es hängt nun doch, allerdings außerhalb der Verhandlungsräume. Das Gericht hat den Anspruch, Menschen aller Weltanschauungen gleich gerecht zu behandeln. Da ist es widersinnig, das Symbol einer einzelnen Weltanschauung den von Gerichtverfahren Betroffenen zu präsentieren. Nichtchristen können in einem solchen Umfeld verunsichert sein und befürchten, aufgrund ihres anderen oder nicht vorhandenen Glaubens Nachteile zu erfahren. Die christlichen Kirchen haben in Düsseldorf argumentiert, dass das Kreuz als Zeichen für die christlichen Grundlagen unseres westlichen Rechtssystems stehe. Dem halte ich entgegen, dass sämtliche Inhalte der christlichen Religionen weit vor der Ausbildung unseres heutigen Rechtssystems entstanden. Gerechtigkeit im christlichen Sinne ist viel archaischer und undifferenzierter als Gerechtigkeit nach moderner Rechtsprechung. Gewisse Grundprinzipien, die Eingang in die moderne Rechtsprechung gefunden haben, sind allerdings noch älter als das Christentum. Sie stammen aus dem römischen, mithin heidnischen, Recht. Dem Christentum kommt keine herausragende Bedeutung für die Entwicklung der modernen Gesetzgebung und Rechtsprechung zu. Wofür steht das Kreuz? Doch auch für eine besonders grausame Art, einen Menschen zu Tode zu foltern. Haben wir die Todesstrafe? Ist Folter erlaubt? Wenn man glaubt, irgend ein Sinnbild in Gerichtgebäuden zu benötigen, so mag man ein Standbild der Justitia nehmen. Die hat jedoch traditionell verbunden Augen. Das kann leicht fehlgedeutet werden. Das Gericht ist schließlich nicht blind, sondern sollte genau hinsehen. Bliebe noch die Waage, die Justitia in der Hand hält. Diese Waage ist ein schönes, wenn auch unnötiges Symbol für Gerechtigkeit. Sie versinnbildlicht, dass das Gericht gehalten ist, sowohl die Fakten zu Gunsten wie auch die zu Ungunsten eines Angeklagten zu berücksichtigen. Also, nehmt von mir aus die Waage oder lasst es ganz!
sagt der Veritator.

Freitag, 5. März 2010

NuLPe

Die Personalreferentin ist eine sportliche Frau von ca. 40 Jahren. Durch Xing erfahre ich, dass sie stolz auf ihre Fähigkeiten in NLP ist. NLP ist die Abkürzung für NeuroLinguistisches Programmieren. NLP selbst war ursprünglich als Abkürzung gedacht. Es war der Versuch, Erfolge wie berühmte Psychotherapeuten zu erzielen, indem man die Äußerlichkeiten ihrer Methoden nachahmte, ohne deren Hintergründe zu studieren. Hinzu kommen skurrile Annahmen, wie z.B. dass man aus der Blickrichtung einer Person auf ihren Bewusstseinszustand schließen könne. Nach und nach sammelte die NLP-Gemeinde viele weitere Methoden und Vefahren, die untereinander keinen Bezug haben. Deshalb sprechen sie inzwischen nicht mehr von einer Theorie, sondern von einem "Werkzeugkasten". Dabei scheint immer wieder die Absicht durch, Menschen zu manipulieren. Der Veritator glaubt nicht an NLP und hält nichts davon. Was würden Sie denken, wenn Sie jemandem gegenüber säßen, der möglicherweise gerade versucht, eine von Ihnen als unbrauchbar eingestufte Methode anzuwenden, um Sie zu beeinflussen? Wären Sie da ein unbefangener Gesprächspartner?

Der Veritator seufzt: Warum kann man es nicht wie beim Rechnen machen? Die führenden Nullen einfach weglassen....

Donnerstag, 4. März 2010

Wohlfühlen durch Erkenntnis?

Wer fragt, bekommt Antworten. Wer klug fragt, bekommt manchmal Erkenntnisse. Mir geht ein Licht auf. Dumm nur, dass das Licht so mancher Erkenntnis auch beträchtliche Schatten wirft. Vielleicht das bekannteste Beispiel ist die Erkenntnis der Sterblichkeit. Seit ich weiss, dass ich sterben muss, lebe ich nicht mehr so unbeschwert. Der Mensch ist anscheinend das einzige Lebewesen auf der Erde, das um seine Sterblichkeit weiss. Auch Tiere kämpfen ums Überleben, doch nur der Mensch kämpft gegen das Totsein. Was meint die Bibel mit dem "Baum der Erkenntnis?" Haben wir das Paradies verloren, weil wir den Unterschied zwischen Gut und Böse erkannt haben? Oder weil wir uns unserer Endlichkeit bewusst wurden?

Worauf will ich hinaus? Manche Menschen vermitteln den Eindruck, dass es durchweg lustvoll und beglückend ist, nach Erkenntnis zu streben und Erkenntnisse zu gewinnen. Dass also die Nutzung des Verstandes immer positive Gefühle erzeugt. Das sehe ich ganz anders. Jede Erkenntnis kann auch eine Ent-Täuschung im Sinne von Frustration sein. Man muss sich also auf Schmerzen gefasst machen, wenn man nach der Erkenntnis sucht, darf aber ebenso mit Glücksmomenten rechnen. Mit anderen Worten: Erkenntnis und Wohlbefinden korrelieren nicht!

Dennoch halte ich die Nutzung des Verstandes für ein ethisches Gebot. Gerade, wenn man meint, in dieser Disziplin nicht so gut zu sein. Der Verstand ist die stärkste Ressource, die dem Menschen zur Verfügung steht. Er wächst, wenn man ihn benutzt. Und wer sich darum drückt, sein bisschen Vestand einzusetzen, ist ein Schmarotzer!

Liebe Deinen Verstand!

"Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe." - René Descartes

Und es scheint, dass viele ihren Verstand für sehr wertvoll halten. Sie machen wenig Gebrauch von ihm, vielleicht glauben sie, dass er sich dann nicht so schnell abnutzt. Der Verstand möchte aber benutzt werden, sonst zieht er sich mit der Zeit zurück. Das ist wie mit den Muskeln. Was nicht gebraucht wird, degeneriert. Also, Leute, nutzt Euren Verstand und ihr werdet mit der Zeit gescheiter werden.