Heute war ich Teilnehmer einer Diskussion zwischen spirituellen und wissenschaftlich denkenden Menschen. Diese Attribute haben sich die Teilnehmer selbst gegeben, sie stellen also keine Diffamierung der jeweils anderen Seite dar. Das Thema der Diskussion war: "Was ist Energie?". Die spirituelle Seite eröffnete mit einem Beispiel: Gegeben sei ein Raum, in dem sich mehrere Personen befinden und in dem eine schlechte Stimmung herrscht. Der geübte spirituelle Energiearbeiter kann die negative Energie in dem Raum aufnehmen, in positive Energie umwandeln und wieder in den Raum zurückgeben. So wird das in der Sprache der sich als spirituell empfindenden Menschen beschrieben. Der Durchschnitssmensch würde den Vorgang so beschreiben: Ich kam in einen Raum und da war so eine gedrückte Stimmung. Da ich mich selbst recht wohl in meiner Haut fühlte, gelang es mir, durch mein sowohl sebstbewusstes als auch heiteres Auftreten, die Stimmung deutlich zu verbessern. Ein wissenschaftlich geschulter Beobachter wird ohne den Begriff "Energie" auskommen. Er wird die Situation etwa so beschreiben: Jemand betritt einen Raum und seine Sinnesorgane liefern seinem Gehirn Informationen, die sein Gehirn sowohl bewusst wie auch unbewusst aufbereitet mit dem Ergebnis, dass die Interaktion, also im Wesentlichen der Informationsaustausch zwischen den Anwesenden von diesen als nicht angenehm empfunden wird. Es gelingt ihm, die neue Information einzubringen, dass jemand hinzugekommen ist, der heiteren Gemütes ist und dadurch in den Anwesenden einen Prozess in Gang zu setzen, der deren Stimmung aufhellt. Energie kommt hierbei auch vor, aber in völlig banaler Weise, da ja sowohl die Übermittlung von Information als auch alles, was geschieht, nur unter Umsetzung (nicht Verbrauch) von Energie möglich ist.
Der spirituelle Energiebegriff ist viel zu undiffernziert, um damit arbeiten zu können. Viele Spirituelle sagen "Alles ist Energie" und verzichten auf eine präzise Durchdringung dessen, womit sie sich beschäftigen. Im ganzen Universum, so auch in der spirituellen Welt ist Energie das, was die Vorgänge in Gang hält. Das ist ebenso basal wie banal und somit erkenntnisarm. Spiritualität ist viel reichhaltiger und komplexer, als es sich mit einen diffusen Geschwurbel um das Wort "Energie" herum ausdrücken lässt. Und für das, was bei Spirituellen abgeht, hat die Naturwissenschaft sehr weitgehende und präzise Beschreibungen sowie auch Erklärungen gefunden, deren Erkenntispotential der Sprache der Spirituellen weit überlegen ist. Es besteht nach meiner Ansicht keine Notwendigkeit, ein diffuses spirituelles Begriffssystem aufzubauen, wenn Spiritualität sich mit naturwissenschaftlichen Begriffen besser beschreiben lässt.
Sonntag, 14. April 2013
Mittwoch, 9. Januar 2013
Verstand und gesunder Menschenverstand
Lassen Sie sich von Ihrem gesunden Menschenverstand leiten?
Ich auch. Aber es gibt einen Augenblick, an dem bei mir alle Alarmglocken
schrillen: Wenn ich mich selbst sagen höre: „Das sagt einem doch der gesunde
Menschenverstand.“ Was passiert da? Mein Verstand hat bemerkt, dass ich gerade
dabei bin, womöglich in eine Denkfalle zu laufen.
„Gesunder Menschenverstand“ ist der Begriff, der oft
verwendet wird für eine gedachte Instanz, die uns im Alltag leitet. Wem wir
vertrauen, wem wir misstrauen, welches Angebot wir annehmen oder ablehnen,
welches Risiko wir auf uns nehmen, das wird meistens geregelt, ohne dass wir
uns dessen bewusst werden. Obwohl dabei gelegentlich Fehlentscheidungen fallen,
fahren wir doch im Allgemeinen gut damit, uns auf diese innere Instanz zu
verlassen.
Gelegentlich kommt es aber zu strittigen Fragen, zu
Konflikten , zu Diskussionen. Und dann meldet sich manchmal jemand zu Wort,
äußert seine Ansicht und schließt seine Argumentation mit dem Verweis auf den
gesunden Menschenverstand. Das geschieht in der Hoffnung, damit das
Streitgespräch endgültig abzuschließen.
Vorsicht! Hier beruft sich jemand kraft seines Verstandes
auf etwas, was sich eine Ebene darunter abspielt. Ein rhetorischer Trick,
dessen sich der Argumentierende vermutlich gar nicht bewusst ist, so häufig,
wie er angewandt wird.
In dem Augenblick, wo der gesunde Menschenverstand als
Argument benutzt wird, liegt häufig ein Denkfehler vor. Der gesunde
Menschenverstand, an das Licht gezerrt, produziert Behauptungen wie: A geschah
direkt nach B, also ist B Ursache von A. Oder: Was schon so alt ist, kann gar
nicht falsch sein. Oder: Es muss richtig sein, denn fast alle halten es für
richtig. Solche Schlüsse sind unzulässig. Das weiß aber der gesunde
Menschenverstand nicht.
Der Verstand allerdings ist die übergeordnete Instanz, die
den gesunden Menschenverstand zu kontrollieren vermag. Und das ist mein Appell:
Benutzen Sie Ihren Verstand in jedem Augenblick, an dem Sie geneigt sind sich
auf Ihren gesunden Menschenverstand zu berufen. Wenden Sie die Technik des
kritischen Denkens an und decken Sie Ihre eigenen Denkfehler auf! Der Lohn für
die Mühe ist Erkenntnis und Klarheit im Denken. Bei jeder weiteren Diskussion
werden Sie besser argumentieren ohne zu rhetorischen Tricks greifen zu müssen.
Mittwoch, 11. Januar 2012
Innovation vs. Nachhaltigkeit in der IT
Früher wurden in gut geführten Unternehmen ethische Werte implizit beachtet. Das scheint heute nicht mehr zu genügen, sondern man hält es für erforderlich, die Unternehmenswerte explizit zu dokumentieren und allen Mitarbeitern sowie gegebenenfalls der Öffentlichkeit mitzuteilen.
So hat sich ein Unternehmen aus dem Bereich der IT - Dienstleistungen unter anderem den Werten Nachhaltigkeit und Innovation verschrieben. Da stellen sich mir Fragen: Kann Innovation ein Wert aus sich heraus sein? Ist sie nicht bestenfalls ein Mittel zum Zweck, gerne auch zur Verwirklichung echter Werte? Welches Adjektiv beschreibt "Innovation"? Am besten passt wohl "neu". Dies ist nun ein wertfreier Begriff. Manche mögen zwar meinen, etwas sei gut, nur weil es neu ist. Andere behaupten, etwas sei gut, nur weil es alt ist. Beides ist Quatsch.
Nachhaltigkeit hingegen ist durchaus ein Wert. Zumindest in den hochentwickelten und ressourcenfressenden Gesellschaften der westlichen Welt hat man dies erkannt. Auch aus dem aufstrebenden China gibt es zumindest Lippenbekenntnisse. Nachhaltigkeit bedeutet aber Schonung von Ressourcen. Innovation im IT-Bereich bedeutet hingegen den Einsatz immer ressourcenfressenderer Software, welche nur auf immer wieder erneuerter und somit materielle Ressourcen fressender Hardware läuft. Wenn Innovation im IT - Bereich als Wert an sich vorangetrieben wird, bekommen wir eine Welt, in der uns ständig Daten abgesaugt und Datenströme um die Ohren gehauen werden. Nicht zuletzt, um den Konsumenten zu bespassen, seine Aufmerksamkeit und Kritikfähigkeit zu absorbieren und ihm einen "Lifestyle" aufzunötigen, der seinerzeit zu weiterem ressourcenfressenden Konsum drängt.
Es wäre eine Innovation im Sinne von Nachhaltigkeit auch bei der IT denkbar. Das würde aber den Verzicht auf Überflüssiges bedeuten. Wer aber traut sich schon, zu entscheiden, was überflüssig ist. Es gibt ja hierfür noch weitere Kriterien außer der Nachhaltigkeit, zum Beispiel ob jemand seinen nächsten Karrieresprung auf die erfolgreiche Einführung eines umfangreichen und eindrucksvoll getylten IT - Produkts gründen möchte.
Viele IT - Nutzer verlieren bei ihren Computerspielchen aus dem Blick, dass elektronische Datenverarbeitung, um mal bewusst diesen alten Begriff zu benutzen, immer nur als Mittel zum Zweck taugt, jedoch niemals Selbstzweck ist. Ein Handelshaus z.B. hat die Aufgabe, Ware billig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Dem haben sich die eingesetzten Mittel unterzuordnen. Leider geschieht es in großen Häusern, deren Organisation in viele Teilsegmente zerfällt, dass an verschiedenen Stellen Entscheidungsträger sitzen, die meinen, vom von ihnen installierten Stück Software hinge das Wohl und Wehe des ganzen Unternehmens ab. Am Ende sehen sich die Mitarbeiter an der Basis mit einem überbordenden Strom irrelevanter Informationen konfrontiert, aus dem sie die für sie wichtigen mühsam filtern müssen. Die Fülle der Informationssysteme eines Unternehmens läuft auf ein Nullsummenspiel hinaus: Sie erzeugt an einer Stelle so viel Arbeit, wie sie an anderer Stelle einspart. Schlimmstenfalls kostet sie sogar mehr, als sie an Kosten spart.
Also wäre nachhaltige Innovation die Eindämmung des IT - Wildwuchses und die weise Beschränkung auf das wirklich Notwendige. Und die Weisheit, dies zu entscheiden, wäre von der Unternehmensleitung zu verlangen. Dicke Bretter sind zu bohren und manche Konflikte werden sich nicht vermeiden lassen!
So hat sich ein Unternehmen aus dem Bereich der IT - Dienstleistungen unter anderem den Werten Nachhaltigkeit und Innovation verschrieben. Da stellen sich mir Fragen: Kann Innovation ein Wert aus sich heraus sein? Ist sie nicht bestenfalls ein Mittel zum Zweck, gerne auch zur Verwirklichung echter Werte? Welches Adjektiv beschreibt "Innovation"? Am besten passt wohl "neu". Dies ist nun ein wertfreier Begriff. Manche mögen zwar meinen, etwas sei gut, nur weil es neu ist. Andere behaupten, etwas sei gut, nur weil es alt ist. Beides ist Quatsch.
Nachhaltigkeit hingegen ist durchaus ein Wert. Zumindest in den hochentwickelten und ressourcenfressenden Gesellschaften der westlichen Welt hat man dies erkannt. Auch aus dem aufstrebenden China gibt es zumindest Lippenbekenntnisse. Nachhaltigkeit bedeutet aber Schonung von Ressourcen. Innovation im IT-Bereich bedeutet hingegen den Einsatz immer ressourcenfressenderer Software, welche nur auf immer wieder erneuerter und somit materielle Ressourcen fressender Hardware läuft. Wenn Innovation im IT - Bereich als Wert an sich vorangetrieben wird, bekommen wir eine Welt, in der uns ständig Daten abgesaugt und Datenströme um die Ohren gehauen werden. Nicht zuletzt, um den Konsumenten zu bespassen, seine Aufmerksamkeit und Kritikfähigkeit zu absorbieren und ihm einen "Lifestyle" aufzunötigen, der seinerzeit zu weiterem ressourcenfressenden Konsum drängt.
Es wäre eine Innovation im Sinne von Nachhaltigkeit auch bei der IT denkbar. Das würde aber den Verzicht auf Überflüssiges bedeuten. Wer aber traut sich schon, zu entscheiden, was überflüssig ist. Es gibt ja hierfür noch weitere Kriterien außer der Nachhaltigkeit, zum Beispiel ob jemand seinen nächsten Karrieresprung auf die erfolgreiche Einführung eines umfangreichen und eindrucksvoll getylten IT - Produkts gründen möchte.
Viele IT - Nutzer verlieren bei ihren Computerspielchen aus dem Blick, dass elektronische Datenverarbeitung, um mal bewusst diesen alten Begriff zu benutzen, immer nur als Mittel zum Zweck taugt, jedoch niemals Selbstzweck ist. Ein Handelshaus z.B. hat die Aufgabe, Ware billig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Dem haben sich die eingesetzten Mittel unterzuordnen. Leider geschieht es in großen Häusern, deren Organisation in viele Teilsegmente zerfällt, dass an verschiedenen Stellen Entscheidungsträger sitzen, die meinen, vom von ihnen installierten Stück Software hinge das Wohl und Wehe des ganzen Unternehmens ab. Am Ende sehen sich die Mitarbeiter an der Basis mit einem überbordenden Strom irrelevanter Informationen konfrontiert, aus dem sie die für sie wichtigen mühsam filtern müssen. Die Fülle der Informationssysteme eines Unternehmens läuft auf ein Nullsummenspiel hinaus: Sie erzeugt an einer Stelle so viel Arbeit, wie sie an anderer Stelle einspart. Schlimmstenfalls kostet sie sogar mehr, als sie an Kosten spart.
Also wäre nachhaltige Innovation die Eindämmung des IT - Wildwuchses und die weise Beschränkung auf das wirklich Notwendige. Und die Weisheit, dies zu entscheiden, wäre von der Unternehmensleitung zu verlangen. Dicke Bretter sind zu bohren und manche Konflikte werden sich nicht vermeiden lassen!
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Nullsummenspiel.
Montag, 5. Dezember 2011
Die Geisterjäger
Es gibt in Deutschland Gruppen von Menschen, die in ihrer Freizeit dem Hobby der Geisterjagd nachgehen. Ich vermute, dass diese Aktivität aus den USA zu uns gekommen ist. Nach ihrer Selbstdarstellung möchten die Geisterjäger Menschen helfen, die von ungewöhnlichen Phänomenen geplagt werden und oft nur auf Unverständnis oder Ablehnung treffen. So weit, so gut.
Aber welches gedankliche Konzept steht hinter diesem Hobby? Ich sehe es an den Videos über sogenannte PU (paranormale Untersuchungen) und den benutzten technischen Gerätschaften. Man geht offensichtlich davon aus, dass es so etwas wie Gespenster gibt. Die Aufgabe, die sich die Geisterjäger stellen, lautet: Gibt es an dem Ort, von dem außergewöhnliche Phänomene berichtet werden, Geister oder gibt es dort keine Geister?. Demzufolge führen die Geisterjäger Tonaufzeichnungsgeräte mit, um sprachliche Äußerungen von Jenseitigen zu erfassen. Sie haben Infrarotthermometer, denn Geister entziehen der Umgebung Energie (woher weiss man das?) und müssen sich also durch eine Abkühlung bemerkbar machen. Videogeräte werden ebenfalls häufig eingesetzt. Hier geben Flecken, Schatten, Nebel im Bild Anlaß zur Spekulation. Als weitere Werkzeuge werden Geräte zur Messung von magnetischen und elektrischen Feldern eingesetzt, von denen einige über Meßwerke mit Skalen verfügen, die in keiner physikalischen Einheit beschriftet sind, sodass es ein Geheimnis bleibt, was eigentlich gemessen wird.
Meine Kritik an den Geisterjägern bezieht sich zunächst auf den Umgang mit den von vermeintlichen Geistererscheinungen Betroffenen. Die Geisterjäger mögen die Geisterseher insofern ernst nehmen, als sie sich deren Schilderungen genau anhören und sich vor Ort mit dem Phänomen beschäftigen. Doch suchen sie nach der Antwort auf die falsche Frage. Die Frage lautet nämlich nicht: "Gibt es hier Geister oder nicht?" sondern: "Welche Umstände haben dazu geführt, dass der Geisterseher dort ein übernatürliches Phänomen erlebt zu haben glaubt?". Eine denkbare Antwort auf diese Frage könnte sein: Der Umstand, dass es dort Geister gibt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass man am Ort von Geistererscheinungen physikalische Phänomene beobachten wird, die von Menschen mit entsprechender Disposition als Geistererscheinungen interpretiert werden. Kalte Luftzüge, Lichterscheinungen, ungewöhnliche Gerüche. Immer gehört zur Bewertung von Geistererscheinungen auch die Beurteilung des psychischen Zustandes des Betroffenen. Dies ist allerdings keine Freizeitbeschäftigung, sondern sollte dafür ausgebildeten Psychiatern oder Psychotherapeuten überlassen werden.
Somit bleibt für die Geisterjäger als durchaus interessantes Hobby die Erfassung der physikalischen Gegebenheiten eines Ortes in Abhängigkeit von der Zeit und deren Auswertung im Hinblick auf die Frage, ob diese bei entsprechend disponierten Personen den Eindruck von Geistererscheinungen hervorrufen können. Dazu wären aber andere Messgeräte als die üblicherweise genutzten notwendig. Die Erfassung elektromagnetischer Phänomene ist wenig sinnvoll, da der Mensch hirfür kein Sensorium besitzt. Wichtig wäre eine Erfassung der Luftgeschwindigkeit, Temperatur und Feuchte, aus denen sich ein "Behaglichkeitswert" bestimmen lässt. Hierzu gibt es Erfahrungen aus dem Bereich der Klimatisierungstechnik. Was visuelle Erscheinungen angeht, müssen wir berücksichtigen, dass meistens Geister im relativ Dunklen gesucht werden. Da macht nicht nur das menschliche Auge Fehler, auch Videokameras bringen kaum gescheite Bilder zustande. Die Zuverlässigkeit gerade der vermeintlich objektiven optischen Beobachtung muß infrage gestellt werden. Bleiben noch die akustischen Phänomene. Da sollte man zunächst an den Wind, das himmlische Kind, denken. Denn Geräusche von Luftströmungen können Wispern, Pfeifen, Dröhnen, Heulen, Donnern sein und wenn Gegenstände wie insbesondere Türen und Fenster bewegt werden, auch Klappern und Krachen. Hier ist also ein riesiges Feld für Unbehagen, aber auch ein riesiges Feld für einfache physikalische Erklärungen. Und wenn nun jede einfache physikalische Erklärung für die beobachteten Phänomene ausgeschlossen ist, waren es dann Geister? Wahrscheinlich nicht. Wir sollten lieber alle Messungen nochmal durchgehen und nach dem Fehler suchen.
Es gibt in Deutschland Gruppen von Menschen, die in ihrer Freizeit dem Hobby der Geisterjagd nachgehen. Ich vermute, dass diese Aktivität aus den USA zu uns gekommen ist. Nach ihrer Selbstdarstellung möchten die Geisterjäger Menschen helfen, die von ungewöhnlichen Phänomenen geplagt werden und oft nur auf Unverständnis oder Ablehnung treffen. So weit, so gut.
Aber welches gedankliche Konzept steht hinter diesem Hobby? Ich sehe es an den Videos über sogenannte PU (paranormale Untersuchungen) und den benutzten technischen Gerätschaften. Man geht offensichtlich davon aus, dass es so etwas wie Gespenster gibt. Die Aufgabe, die sich die Geisterjäger stellen, lautet: Gibt es an dem Ort, von dem außergewöhnliche Phänomene berichtet werden, Geister oder gibt es dort keine Geister?. Demzufolge führen die Geisterjäger Tonaufzeichnungsgeräte mit, um sprachliche Äußerungen von Jenseitigen zu erfassen. Sie haben Infrarotthermometer, denn Geister entziehen der Umgebung Energie (woher weiss man das?) und müssen sich also durch eine Abkühlung bemerkbar machen. Videogeräte werden ebenfalls häufig eingesetzt. Hier geben Flecken, Schatten, Nebel im Bild Anlaß zur Spekulation. Als weitere Werkzeuge werden Geräte zur Messung von magnetischen und elektrischen Feldern eingesetzt, von denen einige über Meßwerke mit Skalen verfügen, die in keiner physikalischen Einheit beschriftet sind, sodass es ein Geheimnis bleibt, was eigentlich gemessen wird.
Meine Kritik an den Geisterjägern bezieht sich zunächst auf den Umgang mit den von vermeintlichen Geistererscheinungen Betroffenen. Die Geisterjäger mögen die Geisterseher insofern ernst nehmen, als sie sich deren Schilderungen genau anhören und sich vor Ort mit dem Phänomen beschäftigen. Doch suchen sie nach der Antwort auf die falsche Frage. Die Frage lautet nämlich nicht: "Gibt es hier Geister oder nicht?" sondern: "Welche Umstände haben dazu geführt, dass der Geisterseher dort ein übernatürliches Phänomen erlebt zu haben glaubt?". Eine denkbare Antwort auf diese Frage könnte sein: Der Umstand, dass es dort Geister gibt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass man am Ort von Geistererscheinungen physikalische Phänomene beobachten wird, die von Menschen mit entsprechender Disposition als Geistererscheinungen interpretiert werden. Kalte Luftzüge, Lichterscheinungen, ungewöhnliche Gerüche. Immer gehört zur Bewertung von Geistererscheinungen auch die Beurteilung des psychischen Zustandes des Betroffenen. Dies ist allerdings keine Freizeitbeschäftigung, sondern sollte dafür ausgebildeten Psychiatern oder Psychotherapeuten überlassen werden.
Somit bleibt für die Geisterjäger als durchaus interessantes Hobby die Erfassung der physikalischen Gegebenheiten eines Ortes in Abhängigkeit von der Zeit und deren Auswertung im Hinblick auf die Frage, ob diese bei entsprechend disponierten Personen den Eindruck von Geistererscheinungen hervorrufen können. Dazu wären aber andere Messgeräte als die üblicherweise genutzten notwendig. Die Erfassung elektromagnetischer Phänomene ist wenig sinnvoll, da der Mensch hirfür kein Sensorium besitzt. Wichtig wäre eine Erfassung der Luftgeschwindigkeit, Temperatur und Feuchte, aus denen sich ein "Behaglichkeitswert" bestimmen lässt. Hierzu gibt es Erfahrungen aus dem Bereich der Klimatisierungstechnik. Was visuelle Erscheinungen angeht, müssen wir berücksichtigen, dass meistens Geister im relativ Dunklen gesucht werden. Da macht nicht nur das menschliche Auge Fehler, auch Videokameras bringen kaum gescheite Bilder zustande. Die Zuverlässigkeit gerade der vermeintlich objektiven optischen Beobachtung muß infrage gestellt werden. Bleiben noch die akustischen Phänomene. Da sollte man zunächst an den Wind, das himmlische Kind, denken. Denn Geräusche von Luftströmungen können Wispern, Pfeifen, Dröhnen, Heulen, Donnern sein und wenn Gegenstände wie insbesondere Türen und Fenster bewegt werden, auch Klappern und Krachen. Hier ist also ein riesiges Feld für Unbehagen, aber auch ein riesiges Feld für einfache physikalische Erklärungen. Und wenn nun jede einfache physikalische Erklärung für die beobachteten Phänomene ausgeschlossen ist, waren es dann Geister? Wahrscheinlich nicht. Wir sollten lieber alle Messungen nochmal durchgehen und nach dem Fehler suchen.
Dienstag, 16. März 2010
Es ist ein Kreuz
Jetzt hängt es also doch. Im neuen Amts- und Landgerichtsgebäude von Düsseldorf wird ein Kreuz aufgehängt, das schon im alten Gerichtsgebäude hing. Man wollte ursprünglich ganz darauf verzichten, Kreuze im Gerichtsgebäude aufzuhängen. Es hängt nun doch, allerdings außerhalb der Verhandlungsräume. Das Gericht hat den Anspruch, Menschen aller Weltanschauungen gleich gerecht zu behandeln. Da ist es widersinnig, das Symbol einer einzelnen Weltanschauung den von Gerichtverfahren Betroffenen zu präsentieren. Nichtchristen können in einem solchen Umfeld verunsichert sein und befürchten, aufgrund ihres anderen oder nicht vorhandenen Glaubens Nachteile zu erfahren. Die christlichen Kirchen haben in Düsseldorf argumentiert, dass das Kreuz als Zeichen für die christlichen Grundlagen unseres westlichen Rechtssystems stehe. Dem halte ich entgegen, dass sämtliche Inhalte der christlichen Religionen weit vor der Ausbildung unseres heutigen Rechtssystems entstanden. Gerechtigkeit im christlichen Sinne ist viel archaischer und undifferenzierter als Gerechtigkeit nach moderner Rechtsprechung. Gewisse Grundprinzipien, die Eingang in die moderne Rechtsprechung gefunden haben, sind allerdings noch älter als das Christentum. Sie stammen aus dem römischen, mithin heidnischen, Recht. Dem Christentum kommt keine herausragende Bedeutung für die Entwicklung der modernen Gesetzgebung und Rechtsprechung zu. Wofür steht das Kreuz? Doch auch für eine besonders grausame Art, einen Menschen zu Tode zu foltern. Haben wir die Todesstrafe? Ist Folter erlaubt? Wenn man glaubt, irgend ein Sinnbild in Gerichtgebäuden zu benötigen, so mag man ein Standbild der Justitia nehmen. Die hat jedoch traditionell verbunden Augen. Das kann leicht fehlgedeutet werden. Das Gericht ist schließlich nicht blind, sondern sollte genau hinsehen. Bliebe noch die Waage, die Justitia in der Hand hält. Diese Waage ist ein schönes, wenn auch unnötiges Symbol für Gerechtigkeit. Sie versinnbildlicht, dass das Gericht gehalten ist, sowohl die Fakten zu Gunsten wie auch die zu Ungunsten eines Angeklagten zu berücksichtigen. Also, nehmt von mir aus die Waage oder lasst es ganz!
sagt der Veritator.
sagt der Veritator.
Freitag, 5. März 2010
NuLPe
Die Personalreferentin ist eine sportliche Frau von ca. 40 Jahren. Durch Xing erfahre ich, dass sie stolz auf ihre Fähigkeiten in NLP ist. NLP ist die Abkürzung für NeuroLinguistisches Programmieren. NLP selbst war ursprünglich als Abkürzung gedacht. Es war der Versuch, Erfolge wie berühmte Psychotherapeuten zu erzielen, indem man die Äußerlichkeiten ihrer Methoden nachahmte, ohne deren Hintergründe zu studieren. Hinzu kommen skurrile Annahmen, wie z.B. dass man aus der Blickrichtung einer Person auf ihren Bewusstseinszustand schließen könne. Nach und nach sammelte die NLP-Gemeinde viele weitere Methoden und Vefahren, die untereinander keinen Bezug haben. Deshalb sprechen sie inzwischen nicht mehr von einer Theorie, sondern von einem "Werkzeugkasten". Dabei scheint immer wieder die Absicht durch, Menschen zu manipulieren. Der Veritator glaubt nicht an NLP und hält nichts davon. Was würden Sie denken, wenn Sie jemandem gegenüber säßen, der möglicherweise gerade versucht, eine von Ihnen als unbrauchbar eingestufte Methode anzuwenden, um Sie zu beeinflussen? Wären Sie da ein unbefangener Gesprächspartner?
Der Veritator seufzt: Warum kann man es nicht wie beim Rechnen machen? Die führenden Nullen einfach weglassen....
Der Veritator seufzt: Warum kann man es nicht wie beim Rechnen machen? Die führenden Nullen einfach weglassen....
Donnerstag, 4. März 2010
Wohlfühlen durch Erkenntnis?
Wer fragt, bekommt Antworten. Wer klug fragt, bekommt manchmal Erkenntnisse. Mir geht ein Licht auf. Dumm nur, dass das Licht so mancher Erkenntnis auch beträchtliche Schatten wirft. Vielleicht das bekannteste Beispiel ist die Erkenntnis der Sterblichkeit. Seit ich weiss, dass ich sterben muss, lebe ich nicht mehr so unbeschwert. Der Mensch ist anscheinend das einzige Lebewesen auf der Erde, das um seine Sterblichkeit weiss. Auch Tiere kämpfen ums Überleben, doch nur der Mensch kämpft gegen das Totsein. Was meint die Bibel mit dem "Baum der Erkenntnis?" Haben wir das Paradies verloren, weil wir den Unterschied zwischen Gut und Böse erkannt haben? Oder weil wir uns unserer Endlichkeit bewusst wurden?
Worauf will ich hinaus? Manche Menschen vermitteln den Eindruck, dass es durchweg lustvoll und beglückend ist, nach Erkenntnis zu streben und Erkenntnisse zu gewinnen. Dass also die Nutzung des Verstandes immer positive Gefühle erzeugt. Das sehe ich ganz anders. Jede Erkenntnis kann auch eine Ent-Täuschung im Sinne von Frustration sein. Man muss sich also auf Schmerzen gefasst machen, wenn man nach der Erkenntnis sucht, darf aber ebenso mit Glücksmomenten rechnen. Mit anderen Worten: Erkenntnis und Wohlbefinden korrelieren nicht!
Dennoch halte ich die Nutzung des Verstandes für ein ethisches Gebot. Gerade, wenn man meint, in dieser Disziplin nicht so gut zu sein. Der Verstand ist die stärkste Ressource, die dem Menschen zur Verfügung steht. Er wächst, wenn man ihn benutzt. Und wer sich darum drückt, sein bisschen Vestand einzusetzen, ist ein Schmarotzer!
Worauf will ich hinaus? Manche Menschen vermitteln den Eindruck, dass es durchweg lustvoll und beglückend ist, nach Erkenntnis zu streben und Erkenntnisse zu gewinnen. Dass also die Nutzung des Verstandes immer positive Gefühle erzeugt. Das sehe ich ganz anders. Jede Erkenntnis kann auch eine Ent-Täuschung im Sinne von Frustration sein. Man muss sich also auf Schmerzen gefasst machen, wenn man nach der Erkenntnis sucht, darf aber ebenso mit Glücksmomenten rechnen. Mit anderen Worten: Erkenntnis und Wohlbefinden korrelieren nicht!
Dennoch halte ich die Nutzung des Verstandes für ein ethisches Gebot. Gerade, wenn man meint, in dieser Disziplin nicht so gut zu sein. Der Verstand ist die stärkste Ressource, die dem Menschen zur Verfügung steht. Er wächst, wenn man ihn benutzt. Und wer sich darum drückt, sein bisschen Vestand einzusetzen, ist ein Schmarotzer!
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